Das Thüringer Wiedergutmachungsgesetz von 1945

Vortrag von Steffen Hellmuth im MITTWOCHKREIS JENA

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Thüringen zunächst durch US-amerikanische Kampfverbände besetzt, wenige Monate später folgte die sowjetische Besatzung. In dieser Zeit entstanden die ersten Überlegungen zur „Wiedergutmachung“ des nationalsozialistischen Raubes an den Thüringer Jüdinnen und Juden. Sie mündeten im September 1945 im Thüringer Wiedergutmachungsgesetz, dem ersten derartigen Gesetz deutschlandweit.

Der Vortrag stellt die Wirkung des Wiedergutmachungsgesetzes dar und beleuchtet die Arbeit der vielfach jüdischen Akteurinnen und Akteure der Wiedergutmachung. Letztlich scheiterte das Thüringer Gesetz am politischen Willen der sozialistischen Machthaber und den neuerlichen antisemitischen Auswüchsen in antikapitalistischer Fasson. Die Wiedergutmachungsfrage wird somit auch vor dem Hintergrund des systemischen Umbruchs in Thüringen besprochen.

Der Referent Stefan Hellmuth, geboren in Erfurt, ist Historiker und Museumspädagoge. Er promoviert an der Friedrich-Schiller-Universität Jena zur Restitution in Thüringen nach 1945.

Der Mittwochkreis ist eine Bildungsinitiative von engagierten Menschen, die ihre nachberufliche Phase sinnstiftend für sich und andere gestalten. Der Kreis organsiert unter dem Dach der Evangelischen Erwachsenenbildung wöchentlich Vorträge zu unterschiedlichen Themen. Er ist offen für alle und bietet Möglichkeiten, sich selbst zu engagieren und mitzugestalten. Seit fast 30 Jahren ist er ein etablierter sozialer Ort der Begegnung und Inspiration in Jena.